Kann eine Prüfung von elektrischen Anlagen gemäß VdS-Richtlinie eine wiederkehrende Prüfung ersetzen?
Nach der Statistik der VdS Schadenverhütung GmbH resultieren etwa ein Drittel der Brände, die bei Sachversicherern bekannt werden, auf Mängel in elektrischen Anlagen. Aus diesem Grund verlangen viele Feuer- und Sachversicherer eine Überprüfung dieser Anlagen nach dem VdS-Standard – meist sogar jährlich. Die Grundlage dieser Prüfungen bildet die VdS-Prüfrichtlinie Nr. 2871. Dadurch versprechen sich die Versicherer eine Reduzierung der Schadensfälle. Viele Unternehmen stellen sich die berechtigte Frage, ob eine solche Prüfung nach der VdS-Norm dazu geeignet ist, die wiederkehrende Prüfung gemäß Betriebssicherheitsverordnung zu ergänzen oder gar zu ersetzen.
Rechtscharakter und Inhalt einer VdS-Prüfung
Die sogenannten VdS-Prüfungen werden meist in Form einer Vertragsklausel durch den Feuer- oder Sachversicherer gefordert und auf privatrechtlicher Basis mit dem Versicherungsnehmer, hier dem Unternehmer, vereinbart. Sie sind in den meisten Fällen einmal jährlich durchzuführen und werden durch einen Befundschein gemäß VdS-Prüfrichtlinie Nummer 2229 bescheinigt. Das Ziel der VdS-Prüfung ist vordergründig die Sicherstellung der besonderen Anforderungen des Versicherers. Als Feuer- und Sachversicherer steht hierbei nicht der Gesundheitsschutz an oberster Stelle, das Augenmerk ruht intensiver auf den Schutz des Sachvermögens. Im Übrigen setzt die VdS Prüfrichtlinie 2871 das Vorliegen der Prüfungen nach der Betriebssicherheitsverordnung oder anderen gesetzlichen und berufsgenossenschaftlich verlangten Prüfungen voraus. Daraus folgert, dass die VdS-Prüfung allenfalls eine Ergänzung zur wiederkehrenden Prüfung im Sinne der Betriebssicherheitsverordnung darstellen kann.
Weitreichende Unterschiede in der Dokumentation
In diesem Punkt treten weitere gravierende Unterschiede zwischen den Prüfungen nach VdS und Betriebssicherheitsverordnung zu Tage, die den Ersatz der Letzteren durch die VdS-Prüfung unmöglich machen. So wird in dem Befundschein gemäß VdS Prüfrichtlinie 2229 nicht verlangt, dass dort Messwerte dokumentiert werden. Für die wiederkehrende Prüfung nach der DIN VDE 0105-100 jedoch wird dies in der Dokumentation ausdrücklich gefordert. Auch hinsichtlich der Prüfer gibt es unterschiedliche Anforderungen. Die VdS-Prüfung erfordert einen anerkannten Sachverständigen, während die Betriebssicherheitsverordnung die befähigte Person verlangt, die nicht zwingend Sachverständiger sein muss. Erfüllt der Prüfer die Voraussetzungen sowohl der VdS wie der Betriebssicherheitsverordnung ist es durchaus vorstellbar, dass beide Prüfungen durch diese Person erfolgen. Es ist jedoch zwingend erforderlich, dass zwei verschiedene Prüfberichte angefertigt werden.
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